Patientenfragen
? Der Schulfreund meines Sohnes (6) war bei uns. Die Buben waren baden. Am Rücken des Freundes hab ich riesige blaue Flecke entdeckt. Er hat nur gemeint vom Spielen. Wie soll ich reagieren?
Ein heikles Thema. Schwierig, die Situation von außen einzuschätzen. Ich würde dennoch raten, den Eltern direkt mitzuteilen, dass Ihnen die Flecken beim Baden aufgefallen sind - auch auf die Gefahr hin, dass es zu Unstimmigkeiten kommt!
? Meine Tochter (13) war bislang immer Vorzugsschülerin. Darauf bin ich auch sehr stolz. Plötzlich hat sie eine 4 in Mathe! Für mich ist das schrecklich! Ich hab sie zur Rede gestellt und sie hat zu weinen begonnen. Soll ich mit den Lehrern reden?
Es kommt mir so vor, als hätten Sie einen sehr hohen Leistungsanspruch an Ihre Tochter. Ich kenne die Hintergründe nicht genau, aber vielleicht ist sie dem nicht mehr gewachsen?
Ich denke, dass ein Gespräch mit den Lehrern nicht notwendig ist. Es ist außerdem normal, dass die schulischen Leistungen in der Pubertät einbrechen, vor allem, wenn die elterlichen Anforderungen groß sind. Wenn Sie Ihre Tochter unterstützen wollen, dann vermitteln Sie ihr, dass Sie nicht über schlechtere Noten verärgert sind - auch ein Scheitern gehört zum Wachsen!
? Meine Tochter ist 14 und hat sich überhaupt nicht mehr unter Kontrolle, kriegt Wutausbrüche, wird aggressiv und heult dann plötzlich los. Im Internet steht, das ist eine Borderline-Störung! Hilfe!
Ich kann Ihre Verzweiflung verstehen und es ist richtig, dass Sie das Verhalten Ihrer Tochter beobachten!
Sie ist allerdings erst 15 und somit physisch wie psychisch damit beschäftigt, erwachsen zu werden - es könnte sich also eher um eine Adoleszenzkrise handeln. In dieser Phase tauchen oft Borderline-ähnliche Verhaltensweisen auf, die man allzu schnell als pathologisch, also krankhaft, einstuft. Es kommt zu dramatischen Veränderungen der sozialen Wahrnehmung, der Emotionen und der Kognitionen, kurz gesagt: Alles spielt verrückt. Dennoch empfehle ich wie immer eine fachliche Abklärung
? Mein Sohn ist 13 und hat jetzt einen Facebook Account angemeldet! In seiner Klasse haben das angeblich alle. Ich finde das viel zu früh und gefährlich, man liest ja über Mobbing usw. und er ist sowieso noch so naiv. Soll ich ihm das verbieten oder wie kann ich kontrollieren, was er macht? Ich halte Facebook ja für einen Schwachsinn!
Verbieten erachte ich nicht für sinnvoll. Facebook ist mit all seinen Vor- und Nachteilen einfach Bestandteil der Gesellschaft und Ausdruck eines Zeitgeistes. Kontrolle ist ebenso wenig zielführend, das führt vielleicht sogar dazu, dass Ihr Sohn versucht, so einiges heimlich zu machen - womöglich gerade dann, wenn er mit tatsächlichen Problemen wie Cybermobbing konfrontiert ist. Führen Sie lieber ein Gespräch mit ihm, klären Sie präventiv möglichen Risiken und schaffen Sie eine Atmosphäre des Vertrauens. Auch wenn Sie selbst die sozialen Netzwerke nicht befürworten, wäre es bestimmt hilfreich, wenn es Ihnen gelänge, Interesse dafür aufzubringen – so können Sie womöglich auch eigene Ängste abbauen!
? Mein Sohn (13) hat Freunde, die mir nicht gefallen. Sie trinken Alkohol und einer davon hat sogar schon Sex. Ich verbiete ihm zwar den Umgang, aber dann streiten wir heftig. Da ich alleinerziehend bin, habe ich leider keine Unterstützung.
Es ist sicher schwierig als alleinerziehende Mutter, da gebe ich Ihnen recht. All die Ängste und Sorgen um das Kind, die gesamte Verantwortung lastet auf den eigenen Schultern - dennoch: Ihr Sohn ist 13 und mögen die jungen Männer auch noch manchmal Kindsköpfe sein, so ist eine aktive Sexualität, sowie das Austesten von Grenzen in der Pubertät normal. Seine Freunde werden Sie ihm durch Verbote nicht ausreden können, im Gegenteil. Schaffen Sie ein Klima des Vertrauens: Dann wird sich Ihr Sohn bei Problemen mitteilen.
? Unser erster Sohn kommt in 2 Monaten zur Welt. Wir haben einen Golden Retriever zu Hause und überlegen, ihn zu meiner Mutter zu geben, weil ich Angst habe, dass die vielen Haare und Bakterien dem Kind schaden oder der Hund zubeißen könnte.
Es ist schwierig, Ihnen hier zu etwas zu raten. Sie kennen Ihren Hund und können seine Reaktion auf Kleinkinder einschätzen. Allgemein sind Golden Retriever ja Familienhunde, aber das gilt nicht unbedingt für den Einzelfall. Grundsätzlich sind Tiere immer eine Bereicherung im Zusammenleben. In Punkto Gesundheit gibt es sogar Studien, die belegen, dass das Allergierisiko geringer ist, wenn Hunde im Haushalt leben. Beraten Sie sich aber vielleicht noch mit dem Tierarzt und dem Kinderarzt!
? Unsere Tochter (14) ist in ihren Mathematiklehrer verliebt. Ich hab ihr Handy kontrolliert und Nachrichten gefunden habe. Er hat allerdings nicht geantwortet. Soll ich ihn kontaktieren?
Der betroffene Lehrer scheint sich korrekt zu verhalten. Anstatt weiterhin heimlich das Handy zu kontrollieren oder den Lehrer zu kontaktieren, sprechen Sie das Mädchen direkt an. Ich denke, es wäre wichtig, eine Atmosphäre des Vertrauens anstatt des Misstrauens zu schaffen.
? Mein Baby fremdelt extrem. Sogar bei Oma und Opa brüllt es los! Der Sohn meiner Freundin ist da ganz anders!
Das Fremdeln - auch genannt die „Achtmonatsangst“ - ist ein wichtiger Entwicklungsschritt. Ihr Baby kann nun bekannt von unbekannt unterscheiden. Babys haben natürlich auch verschiedene Persönlichkeiten, demnach fremdeln sie mit unterschiedlicher Intensität - es handelt sich aber in keinem Fall um einen Erziehungsfehler!
? Meine Mann und ich haben uns vor 5 Jahren scheiden lassen. Ich habe jetzt einen neuen Freund, den mein Sohn (12) nicht ausstehen kann. Er will das nicht und findet es seinem Vater gegenüber unfair.
Wenn sich Eltern trennen, ist das für Kinder oftmals schwer und nicht nachvollziehbar. Sie haben jedoch ein Recht darauf, glücklich zu sein und dazu gehört, eine neue Beziehung eingehen zu können. Vielleicht hilft es Ihrem Sohn, wenn Sie zu dritt ein Gespräch mit ihm führen, damit er nicht das Gefühl hat, er müsse sich mit dem Vater solidarisieren, um wieder „Gerechtigkeit“ herzustellen. Geben Sie ihm auf jeden Fall Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen und vermitteln Sie ihm, dass ihr neuer Freund keineswegs den „alten Papa“ ersetzen soll.
? Mein kleiner Sohn (3) weint anfangs immer, wenn ich ihn bei der Babysitterin lasse. Er beruhigt sich dann aber recht rasch. Mir bricht es trotzdem das Herz, mache ich etwas falsch?
Soweit ich das nach Ihrer kurzen Schilderung der Situation beurteilen kann, ist das Verhalten Ihres kleinen Sohnes nicht ungewöhnlich - im Gegenteil. Kinder, die sicher an ihre Bezugsperson gebunden sind, weinen schon Mal kurz, wenn sie sich in einer „fremden“ Situation befinden, lassen sich aber schnell ablenken und freuen sich, wenn Mama oder Papa zurückkommen. Kinder mit einer unsicheren Bindung zeigen sich entweder gleichgültig oder übermäßig verstört beim Verlassen und ebenso bei der Rückkehr ihrer Bezugsperson. Insofern scheint Ihr Kleiner ein sicher gebundenes Verhalten zu zeigen!
? Meine Kleine hat mir erzählt, dass sie mit ihrem Kindergartenfreund Doktorspiele macht! Ich bin geschockt. Kann sie das für später verstören?
In diesem Alter entdecken Buben und Mädchen den Geschlechtsunterschied. Das Andere, Fremde ist da besonders interessant. Kinder sind von Anfang an sexuelle Wesen, nicht vergleichbar mit der erwachsenen Sexualität, es ist vielmehr ein Wohlfühlen mit allen körperlichen Sinnen. Wichtig ist, dieses Verhalten nicht einfach zu verbieten oder abzuwerten. Sehr wohl kann aber besprochen werden, dass es gewisse Regeln gibt, wie zum Beispiel, dass ein Nein auch ein Nein ist, wenn sich einer nicht wohl fühlt. Das Interesse an Doktorspielen gibt sich später von selbst, da die Entdeckungslust dem Schamgefühl weicht.
? Mein Sohn (16) hat sich komplett verändert. Seit einigen Wochen schläft er kaum. Auf die Frage, was er macht, sagt er, er arbeitet irgendwelche geheimen Pläne aus. Ich komme überhaupt nicht mehr zu ihm durch, er ist aggressiv und meint, ich verstehe nicht, wie wichtig die Pläne für die Menschheit wären. Auch höre ich ihn oft in der Nacht telefonieren. Ich hab Angst, dass er da in was Kriminelles verwickelt ist!
Das Verhalten Ihres Sohnes, das Sie schildern, lässt leider eher die Vermutung zu, dass es sich hier um Anzeichen einer Schizophrenie handelt. Die Erkrankten zeigen in der akuten Phase eine sogenannte „positive Symptomatik“ - dazu gehören motorische Unruhe, Wahnvorstellungen und Halluzinationen (z.B. Stimmenhören). Ich ersuche Sie, einen Psychiater/in zur Abklärung aufzusuchen!